Zweisprachige Infos erleichtern Start in Deutschland – eine Dolmetscherin wurde eingestellt
Rund 280 Geflüchtete aus der Ukraine sind mittlerweile in der Samtgemeinde Bersenbrück angekommen und untergebracht worden.
Die große Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung ist dafür ebenso entscheidend wie die gut strukturierte Arbeit in der Verwaltung. Geschult durch die Erfahrungen aus der großen Flüchtlingswelle in 2015 wissen die Mitarbeitenden an den zentralen Stellen in Ordnungsamt, Sozialamt und Einwohnermeldeamt genau, worauf es jetzt ankommt.
Aus der Bevölkerung ist von Beginn des Ukraine-Krieges an Wohnraum angeboten worden – komplette Mietwohnungen, aber auch einzelne Zimmer mit Sanitärbereich und Kochmöglichkeit. Alle Wohnraumangebote werden begutachtet, bei Bedarf werden Möbel ergänzt.
Ehrenamtliche helfen bei der Betreuung der Geflüchteten, einige sprechen Russisch oder Ukrainisch, das erleichtert das Eingewöhnen in die noch fremde Umgebung. Bei der Aufnahme und Begrüßung im Rathaus hilft mittlerweile eine Dolmetscherin. Anna Troino ist selber erst vor wenigen Wochen aus der Ukraine geflohen. Sie hat in ihrer Heimat Englisch und Deutsch auf Lehramt studiert, Deutschland kennt sie bereits von einigen Aufenthalten. Jetzt hilft sie ihren Landsleuten bei den ersten Behördengängen.
Außerdem bekommen die Geflüchteten bei der Anmeldung im Rathaus einen zweisprachigen Willkommensordner überreicht mit grundsätzlichen Informationen. Die Ordner können aber auch auf Anfrage in der Verwaltung abgeholt werden.
Das Grundkonzept des Willkommensordners entwickelte Sozialpädagogin Selma Bratic während der Corona-Pandemie, als sie auf viele der sonst üblichen Kontakte und Hausbesuche verzichten musste.
Wichtige Infos zu verschiedenen Lebensbereichen sind in den Ordnern zusammengefasst – Wohnen, Sprache, Bildung, Finanzielle Hilfe, Gesundheit, Freizeit – alles in leichter Sprache. Sie erleichtern Geflüchteten das Verständnis für organisatorische Zusammenhänge und bürokratische Notwendigkeiten. Außerdem sind relevante Kontaktadressen und Einrichtungen aufgelistet.
„Das gute Konzept des Willkommensordners hat auch die übrigen Kommunen im Landkreis überzeugt, sie nutzen die Ordner jetzt gleichfalls für ihre Flüchtlingsarbeit“, erläutert Samtgemeindebürgermeister Michael Wernke. Inhaltlich sind die Angebote der Ordner gleich, lediglich die Optik des Ordnerdeckels variiert je nach Samtgemeinde oder Stadt.
Deutsch ist die durchgängige Sprache bei allen Willkommensordnern, parallel sind die Infos in einer zweiten Sprache vorhanden. Englisch, Französisch, Arabisch, Türkisch und jetzt eben auch Ukrainisch. „Für’s Erste haben wir 250 Willkommensordner auf Ukrainisch zusammengestellt, bei erkennbarem Bedarf können wir schnell nachlegen“, erklärt Fachdienstleiter Andreas Schulte.
Durch die Zweisprachigkeit in jedem Ordner können auch Ehrenamtliche gezielter mit Geflüchteten zu einzelnen Themen kommunizieren. „Alles erklären kann man gar nicht bei der Aufnahme, das folgt in den nächsten Tagen und Wochen, der Willkommensordner bietet dafür einen guten Leitfaden“, weiß Selma Bratic aus Erfahrung. Das Konzept hat sich bereits bei Geflüchteten aus anderen Nationen bewährt.
In allen Mitgliedsgemeinden sind mittlerweile Geflüchtete untergekommen und damit nach den traumatischen Erlebnissen in ihrer Heimat erst einmal in Sicherheit. Das Erlernen der deutschen Sprache, die Suche nach Arbeitsplätzen, der Besuch von Schulen und Kitas sind jetzt die Herausforderungen, die sie als nächstes bewerkstelligen müssen.
Autorin (Text und Foto): Samtgemeinde Bersenbrück