Geschichte

1977 hat Ankum sein 1000-jähriges Bestehen gefeiert, da es im Jahre 977 gemeinsam mit seinen heutigen Ortsteilen Rüssel und Tütingen in einer Urkunde Kaiser Ottos des II. erstmalig – als Ainghem – erwähnt wurde – wenn es auch sicherlich als Siedlung schon Jahrhunderte vorher bestanden hat.


Auf dieser Seite können Sie die Geschichte Ankums in ausführlicher Fassung lesen.


Anzeichen der Besiedlung des Ankumer Raumes in der Urzeit

Bodenfunde und aus alter Zeit stammende Orts- und Hofnamen beweisen, dass der Ankumer Raum schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war. Aus der Mittelsteinzeit (8000-4000 v.Chr.) sind Spuren in den heutigen Ankumer Ortsteilen Aslage und Tütingen sowie der ehemals dem Kirchspiel Ankum zugehörigen Bauernschaft Talge gefunden worden.
Viele große Funde aus der Jüngeren Steinzeit liegen vor (ab 4000 v.Chr.): Die Megalith- oder Hünengräber (ritualisierte Körperbestattung) im Ankum-Bippener Hügelland. Im Giersfeld in Westerholte ist bei den Hünengräbern heute ein prähistorischer Lehrpfad angelegt

Mindestens zehn Grabhügel (Urnengräber) im Gebiet der Gemeinde Ankum beweisen die Besiedlung Ankums in der Bronzezeit (2000-800 v.Chr.). Zum Beispiel die Grabhügel „Am Schwedsberg“, „Am Kattenboll“ und in der Kunkheide. Ankums frühe Bewohner gehörten wahrscheinlich zum Stamm der „Chasuarier“ (was mit „Haseanwohner“ gedeutet wird). Einige Jahrhunderte vor Christus und später drangen immer wieder Germanen aus Skandinavien in die Region ein, unterwarfen die ansässigen Stämme und vermischten sich nach und nach mit ihnen (Germanisierung).

Die Altsächsische Zeit

Ankum blieb – wie der gesamte norddeutsche Raum – bei den alten germanischen Sitten und Gebräuchen, da die Römer Norddeutschland nicht unterwerfen konnten (vernichtende Niederlage der Römer in der Varusschlacht – sehr wahrscheinlich in Kalkriese/Bramsche, ca. 20 km südöstlich von Ankum). Erst im 6. Jahrhundert nach Christus wurden die Germanenstämme von den aus Jütland kommenden Sachsen – anscheinend ohne Blutvergießen – unterworfen. Neuerungen wurden eingeführt: u.a. die Einteilung des Landes in Gaue („go“ = von Bauernsiedlungen besetzter Landstrich). Ankum war Mittelpunkt des „Farngaues“ in Westfalen. Einzelbesitzungen wurden bei den Sachsen abgelöst durch den gemeinsam bearbeiteten „Esch“ (Roggenanbau). Der „Kamp“ blieb Privateigentum des Bauerns (hauptsächlich Hafer, Gerste und Rüben). Außer einem bevorzugten „Edlingssitz“ in größeren Gaudörfern gab es nur freie Bauern (Frilinge), später „Vollerben“ genannt.

Das frühe Mittelalter – die Einrichtung der Urpfarre Ankum im Zuge der Christianisierung

772 fallen die Franken im norddeutschen Raum ein, um die Sachsen zu christianisieren. Angeführt von Wittekind (Widukind) wehren sich Frilinge und Laten (die beiden unteren Stände der Sachsen) von 772 bis 804 vergeblich gegen die Krieger Karls des Großen. 804 n.Chr. sind die Sachsen endgültig unterworfen und zum christlichen Glauben gezwungen (Schwertmission). In Ankum wird um 800 im Auftrag Bischof Wihos von Osnabrück eine Taufkirche (Holzkirche) für die Christianisierung des Farngaues, von da an „Osnabrücker Nordland“ genannt, gebaut. Damit wurde die Urpfarre eingerichtet.

Alle größeren Ortschaften erhalten Meyer- und Schultenhöfe (fränkische Hausverwalter und Schuldeneintreiber). In Ankum den Schultenhof, Schulte in Rüssel (Lordsee) und Schulte zu Holsten. Meyerhöfe in Brickwedde und Starten.

Ankums Bedeutung im späten Mittelalter

Ankum, Zentrum des Osnabrücker Nordlandes im späteren Mittelalter

Am 29. Oktober 977 wird Ankum in einer Schenkungsurkunde von Kaiser Otto II. das erste Mal schriftlich erwähnt: Als „Ainghem“ (außerdem die zum Kirchspiel Ankum gehörenden Bauerschaften Rüssel und Tütingen als „Rislaun“ und „Tiutinge“). 1169 wird die „parochia Anchem“, die Pfarre Ankum erstmals genannt.Eine Urkunde von 1188 bezeugt, daß der Graf von Galen seinerzeit außer in Ankum Besitzungen in Holsten, Basum, Loxten, Nortrup, Druchhorn, Dückinghaus, Besten, Striekel, Bockraden, Kettenkamp, Westerholte und Grovern hatte, die rund um den Ort Ankum liegen und zum Kirchspiel Ankum gehörten.

Der Bischof von Osnabrück setzte vermutlich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Ankum das Gogericht ein, das die Kirchspiele Alfhausen, Ankum, Badbergen, Bersenbrück und Gehrde umfasste. Das Gericht tagte dreimal jährlich unter den „Gerichtslinden“ auf dem Vogelberg. Die hohe Stellung Ankums, nicht nur im Kirchenbereich, sondern auch im Verwaltungswesen, wird durch eine Mitteilung von 1346 deutlich, in der dem „advocatus in anchem“ die Verwaltung mehrerer „officiati in Nordlande“ unterstellt wird. Im Osnabrücker Nordland wurde im Hochmittelalter nach dem „Ankumer Maß“ gemessen, das 1240 in einem Schriftstück als „mensuram in Anchem“ erwähnt ist. Die Größe und Art der Ankumer Kirchenburg war seinerzeit von erheblicher militärischer Bedeutung und wurde 1340 als „propugnaculum Anchem“, als das Bollwerk Ankum benannt. In einer der ältesten Urkundenabschriften des Pfarrarchivs erscheint 1365 erstmals der Familienname „von Ankum“ als „von Anchem“. Deren Nachkommen räumten der Gemeinde Ankum 1961 das Recht ein, ihr Wappen unverändert als Gemeindewappen zu führen.

Ankum in der Neuzeit

Aufteilung des Osnabrücker Nordlandes in die beiden Ämter Fürstenau (1344) und Vörden (1370)Ankum verliert dadurch seine Bedeutung als Verwaltungsmittelpunkt. Ankum wird durch den Dreißigjährigen Krieg wirtschaftlich stark geschwächt. An dessen Ende liegen in Ankum mehr als 60 Bauernhöfe unbewohnt und unbebaut dar. Obwohl Ankum seinerzeit fast zehnmal mehr Einwohner als Bersenbrück hatte (über 1000 in Ankum gegenüber 110 in Bersenbrück), wird Bersenbrück 1817 zum neuen Amtssitz gewählt, da dort die Klostergebäude als geeignete Räume für das Amt leer standen. Nach der Französischen Herrschaft in der hiesigen Gegend zur Zeit der Napoleonischen Kriege, wird das Ankumer Gogericht nicht wieder ins Leben berufen. Seine Aufgaben werden vom 1914 in Bersenbrück geschaffenen Amtsgericht übernommen. Durch die zentrale Lage Ankums mit direkten Verbindungsstraßen zu allen umliegenden Orten und nach Osnabrück behält Ankum als Handelsort mit seinen zahlreichen Märkten seine große Bedeutung. Die große Anziehungskraft der Ankumer Märkte spiegelt die Tatsache wieder, dass z.B. zum Fett-Vieh-Markt des Jahres 1879 Inserate des Dorfes in neun Zeitungen zwischen Köln und Bremen erschienen. Auf den Ankumer Märkten des Jahres 1928 wurden allein 1800 Pferde aufgetrieben. Noch unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg fanden außer der Kirmes jährlich 10 Märkte statt.

Ankum seit dem 2. Weltkrieg

Die wirtschaftliche Bedeutung Ankums hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg stark gewandelt. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg finden in Ankum neben der Kirmes jährlich zehn Märkte statt. Bis auf die Kirmes gehen diese aber alle ein. Durch das Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden von 1972 gehört Ankum der damals neu gegründeten Samtgemeinde Bersenbrück an. Für die Ankumer ein Verlust im Rahmen der politischen Entwicklung. Es entsteht Industrie und dadurch Arbeitsplätze in den Bereichen der Landwirtschaft (Hühner, Pferde, Agrarbau), im Bekleidungswesen und der Möbelproduktion. Weitere Arbeitsplätze bieten die sich vermehrenden Betriebe Selbständiger in Handel und Gewerbe, in Sparkassen und Banken, im Krankenhaus und den Ankumer Schulen. Die sich stetig beschleunigende Entwicklung Ankums lässt seit den 70er und 80er Jahren immer mehr neue Wohngebiete entstehen. Der starke Zuzug von deutschstämmigen Aussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion, hauptsächlich aus Kasachstan, in der ersten Hälfte der 90er Jahre und der ohnehin steigende Wohnungsbedarf lässt erneut Wohngebiete mit nahezu 500 Neubauten rund um Ankum entstehen. Die Einwohnerzahl Ankums steigt von Ende der 80er Jahre mit gut 5000 Einwohnern auf über 7100 Ende der 90er Jahre. Der gestiegene Bedarf an Arbeitsplätzen und Infrastruktur wird durch die Neuansiedlung von Betrieben in den Gewerbegebieten Rüssel und Schwedsberg sowie durch den Bau des Ankumer Einkaufszentrums gedeckt. Die Lage Ankums inmitten des Naturparks „Nördlicher Teutoburger Wald – Wiehengebirge“ und seine Sehenswürdigkeiten locken seit geraumer Zeit jährlich mehr und mehr Touristen an.


Kirchengeschichte

Während der kriegerisch durchgeführten Missionierung wird in Ankum um 800 eine erste Holzkirche errichtet, die Urpfarre ist gegründet. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts oder Anfang des 13. Jahrhunderts wird der erste Steinkirchenbau errichtet, eine romanische Basilika. Bis zum Ausgang des Mittelalters wird die Ankumer Kirchenburg wegen der wachsenden Gläubigenzahl in dem enorm großen Kirchspiel mehrmals erweitert und gleichzeitig als Wehranlage genutzt.

Die kirchliche Befestigungsanlage wird im 15. Jahrhundert fast vollständig zerstört. Reste der Kirchhofsmauer aus Granitblöcken sind noch heute erhalten. Der älteste Bauteil der heutigen Ankumer Kirche, der untere Teil des Kirchturms, war zugleich der jüngste der alten Kirche zu Ankum. Er stammt aus dem Jahr 1514.Beim großen Dorfbrand am 22. Juli 1848 werden ganze Teile der Ortsmitte Ankums, der Turmhelm und das Kirchendach niedergebrannt. Die sanierte Kirche wird am 21. Juli 1892 durch einen Blitz in Brand gesetzt und fast vollständig zerstört. 1896 wird mit dem Bau der neuen, erheblich größeren Kirche zu Ankum begonnen. Nur der im Jahre 1541 erbaute Turm bleibt erhalten, wird aber um zwei Geschosse für Glocken und Turmuhr aufgestockt. Die neue Kirche zu Ankum, der „Artländer Dom“ wird 1900 fertiggestellt und eingeweiht. Durch eigene Kirchengründungen in umliegenden Mitgliedsgemeinden des ehemaligen Ankumer Kirchspiels wird die Zahl der Ankumer Katholiken geringer, die Größe der neuen Kirche erscheint im Gegensatz zu vergangenen Jahren nicht mehr unbedingt erforderlich. 1976 wird das Innere des Ankumer Gotteshauses den heutigen Erfordernissen der katholischen Gemeinde nach erneuert und umgestaltet. Edelste Kunstwerke der heutigen Ankumer Kirche sind u.a. das Ankumer Kreuz von etwa 1280 und der „Dominikanerstammbaum“ aus dem Einfluss der Weserrenaissance sowie eine aus Holz geschnittene Pieta aus dem 17. Jahrhundert.