Die seit über 100 Jahren bestehende Grundschule Rieste beinhaltet mehrere Gebäudeabschnitte, die im Laufe der vergangenen Jahrzehnte angefügt und teils auch schon saniert wurden. Die Grundschule Rieste steht trotz vieler durchgeführter Maßnahmen vor der Herausforderung, ihre energetische Effizienz zu steigern und den Anforderungen an moderne Bildungsstätten gerecht zu werden. Dies gilt insbesondere für den Westflügel mit Pausenhalle, der noch unsaniert genutzt wird.

Projektziele
Im Rahmen dieses Projekts wird die energetische Sanierung des Westflügels zum Effizienzgebäude 55 EE angestrebt. Ziel ist es, die Energieeffizienz und den Anteil von erneuerbaren Energien am Energiebedarf des Gebäudes signifikant auf nahezu 100 % zu erhöhen. Somit wird der CO2-Ausstoß reduziert und ein gesundes Lernumfeld für die Schülerinnen und Schüler geschaffen. Durch die Sanierung kann der Jahresprimärenergiebedarf um ca. 80 % gegenüber dem Ist-Zustand reduziert werden. Das entspricht einer Unterschreitung des Jahresprimärenergiebedarfs gegenüber dem Referenzgebäude nach dem Neubaustandard entsprechend dem GEG um ca. 23 %. Somit wird die Grundschule Rieste im Gesamten zu einem nachhaltigen und zukunftsfähigen Schulstandort. Dies beinhaltet auch die Umgestaltung des Schulhofes und der Außenanlagen zu einem barrierefreien und klimafolgenangepassten Aufenthaltsbereich.
Unabhängig von dem hier beschriebenen Vorhaben wird es eine an den Westflügel angrenzenden Erweiterung des Schulgebäudes geben, um die Anforderungen und Verpflichtungen an die Ganztagsbetreuung zu erfüllen. Durch diese Erweiterung sind alle Unterrichträume barrierefrei erschließbar. Die Umsetzung des Neubaus sowie die daraus resultierenden Kosten werden getrennt von der Sanierung des Westflügels betrachtet und sind nicht Bestandteil der hier beschriebenen Maßnahmen.
Bausubstanz nach Sanierung
Die Gebäudehülle soll umfassend saniert werden, so dass durch bessere U-Werte von Außenwänden, Fenstern, Dachfläche und Kellerdecke der Wärmeaustausch mit der Umwelt deutlich vermindert wird.
Die Außenwände des Westflügels werden bis auf das tragende Bauwerk zurückgebaut und durch ein zweischaliges Mauerwerk mit Kerndämmung ersetzt. Die Außenschale wird als langlebiges, pflegeleichtes Klinkermauerwerk ausgeführt, das witterungsbeständig ist und gestalterische Vielfalt bietet. Sämtliche Fenster und Türen werden ausgetauscht.
Die Dachhaut wird entfernt, die oberste Geschossdecke gedämmt und anschließend eine neue Dacheindeckung mit Dachziegeln und Trauf- sowie Ortsgangüberstand als konstruktiven Bauschutz ausgeführt.
Der Fußbodenaufbau im Westflügel wird entfernt und durch einen erhöhten Aufbau ersetzt, um die notwendige Dämmung der Sohlplatte zu erreichen. Im teilunterkellerten Bereich wird die Kellerdecke mit Dämmung versehen.
Dies beinhaltet ebenfalls die Umstellung des Heizsystems. Die alte Gasheizung soll durch eine Erdwärmepumpe ersetzt werden. Die Heizlast der gesamten Liegenschaft nach Sanierung beträgt 130kW, der sanierte Westflügel hat eine Heizlast von 42 kW. Die bestehende Heizkreisverteilung, sowie das Rohrnetz und die Heizkörper werden erneuert und an das System angepasst. Die Auslegungstemperaturen betragen tV/tR = 55/45 °C. Eine Sanierung der bestehenden Nahwärmeleitung zur Verringerung der Wärmeverluste ist vorgesehen.
Um den Strombedarf für Schulbetreib und Heizung zu decken, ist eine auf den Bedarf angepasste PV-Anlage mit einer Leistung von ca. 25 kWp vorgesehen, sowie ein Stromspeicher mit einer Speicherkapazität von ca. 9,9 kWh. Eine Netzeinspeisung ist nicht vorgesehen.
Die Umstellung der Beleuchtung auf energieeffiziente LED-Beleuchtung ist in allen Räumen geplant. Für den TGA Bereich Elektrotechnik kommt das KNX-Bus System zum Einsatz. Über dieses System werden die gesamte Beleuchtung und der außenliegende Sonnenschutz gesteuert. Über ein Gateway (Schnittstelle zur GLT der Heizungsanlage) werden die erforderlichen Informationen zwischen beiden Systemen ausgetauscht. Die Steuerung der Innenbeleuchtung erfolgt tageslicht- und präsenzabhängig. Der außenliegende Sonnenschutz wird über eine Wetterstation (Sonne, Wind, Regen) bedarfsgerecht und automatisch gesteuert. Im Sommer erfolgt eine frühzeitige Verschattung, so dass der sommerliche Wärmeschutz gewährleistet ist. Die Regelung der Heizung erfolgt über Raumthermostate (Kombigeräte bestehend aus einem Schalter und den Thermostaten). Diese steuern die Ventile der Heizung. Alle erforderlichen Informationen zwischen der Heizungssteuerung und dem KNX-Bus-System werden über das Gateway ausgetauscht.
Außenanlagen
Im Zuge der Sanierung wird der Innenhof barrierefrei ohne Umwege gestaltet. Zudem werden die alten und abgängigen Kastanien durch klimaresiliente Laubbäume ersetzt. Die Oberflächengestaltung wird aufgelockert und Sickerflächen in Form von Grünflächen (z.B. Rigolen, Beete etc.) angelegt, die Starkregenfolgen und Hitze abmildern können. Des Weiteren ist teilweise eine Fassadenbegrünung vorgesehen.
Die Grünfläche mit Baumbestand hinter dem Westflügel und der Turnhalle bleiben erhalten und können während der Sanierung weiterhin genutzt werden.
Neben dem Westflügel befinden sich Grünflächen mit Spielplatz und Fußballfeld, die von den Schülerinnen und Schülern intensiv genutzt werden. Über diese Fläche soll die Baustellenlogistik abgewickelt werden und auch die Erdwärmebohrungen erfolgen.
Finanzierung
Die Finanzierung des Projekts erfolgt durch Eigenmittel der Samtgemeinde Bersenbrück und Förderprogramme für energetische Sanierungen.
Dabei beträgt der Eigenmittelanteil 44 % und 56 % der Kosten können durch Fördermittel gedeckt werden. Dabei stammen 16 % aus KfW – Mitteln (Bundesmittel) und 40 % der Kosten aus dem Förderprogramm „Klimaschutz und Energieeffizienz“. Diese Mittel stammen aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und Mitteln des Landes Niedersachsen.
Zeitplan
Die Sanierungsarbeiten sind in mehrere Phasen unterteilt, die voraussichtlich im Zeitraum von Juni 2025 bis April 2028 durchgeführt werden. Die genaue Zeitplanung wird in Abstimmung mit den beteiligten Parteien und der Schulleitung festgelegt.
1.1 Erwartete fossile Energieeinsparung
CO2-Einsparung
Die CO2-Einsparung laut Sachverständigengutachten wurde auf Grundlage der ermittelten Bedarfswerte berechnet, da diese unabhängig von Witterung, Nutzerverhalten und anderer Einflüsse sind. Hiernach ergibt sich durch die energetische Sanierung des Westflügels der Grundschule Rieste eine jährliche CO2-Einsparung von 62,48 t. Auf Grundlage der Verbrauchsdaten ergibt sich eine geringere Einsparung von 24,88 t CO2 pro Jahr. Da diese aber durch äußere Einflüsse in der Realität variieren kann, werden die Bedarfswerte als Grundlage genutzt. Zudem profitiert der gesamte Schulstandort von der nicht-fossilen Wärmegewinnung, da auch die weiteren Gebäude über das Nahwärmenetz versorgt werden. Durch die Nutzung von Strom aus der geplanten PV-Anlage wird eine weitere Reduzierung von CO2-Emissionen erreicht.
1.2 Innovativer Projektansatz
Die Sanierung der Grundschule Rieste zum Effizienzgebäude 55 EE ist ein wichtiger Schritt in Richtung klimaneutrale Schule. Durch den Bezug von Wärme und Strom aus erneuerbaren Energien wird der CO2-Ausstoß komplett runtergefahren und trägt zum Schutz des Klimas bei. Die Grundschule Rieste wird damit ein Schulstandort in der Samtgemeinde Bersenbrück, der dezentral und klimaneutral mit Energie versorgt wird. Dies ist richtungsweisend für die jungen Generationen und übernimmt Verantwortung hinsichtlich der Generationengerechtigkeit.


Text und Fotos: Samtgemeinde Bersenbrück
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