Multimediale Drogenprävention in der Samtgemeinde Bersenbrück
165 Meter lang ist der „Revolution Train“ aus Tschechien, der eine Woche am Bahnhof in Ankum Station machte, der erste Halt des spektakulären Anti-Drogen-Zuges in Niedersachsen.
Vier Kinosäle sind in den sechs Wagons untergebracht, auf deren Leinwänden sich der dramatische Teufelskreis einer jugendlichen Drogenkarriere entwickelt. Die Innenwände machen den Eindruck, als sei man im Inneren eines menschlichen Körpers mit Blutbahnen und Geweben. Dazwischen gibt es kleine Räume, in denen der unaufhaltsame Absturz durch lebensechte Szenarien plastisch verdeutlicht wird. Eine schick eingerichtete Bar, ein Unfallauto mit überfahrenem Motorrad, eine Gefängniszelle mit Verhörraum und die verwahrloste Unterkunft eines Junkies sind hier zusehen. Parallel dazu werden die Innenwände immer gräulicher und krankhafter.
Für die Schülerinnen und Schüler aus Schulen der Region brachte der Weg durch den Zug an den Vormittagen beindruckende und schockierende Erlebnisse, für andere Interessierte an den Nachmittagen und am Wochenende waren die Eindrücke gleichfalls aufwühlend. Das ist auch die Absicht hinter dem Antidrogen-Präventions-Zug, der von außen mit seinem grauen Stahlmantel eher unauffällig wirkt. Die Menschen, vor allem Jugendliche und Kinder ab zwölf Jahren sollen betroffen sein und durch die geballten Eindrücke zum Nachdenken über eigenes Verhalten angeregt werden. Niemand ging dabei allein durch den Zug. Die Sozialpädagogen aus den Jugendbüros der Samtgemeinden Bersenbrück und Fürstenau begleiteten die Gäste durch den „Revolution Train“, erklärten, stellten Fragen und achteten darauf, dass niemand überfordert wurde.
Für die Schülerinnen und Schüler gab es zudem anonymisierte Fragebogen, die später von den Multiplikatoren ausgewertet werden. Darin wurden auch persönliche Erfahrungen erfragt, etwa nach ersten Kontakten mit Alkohol, Nikotin und anderen Drogen, die auf dem Schulhof, an der Skaterbahn oder in der Diskothek angeboten werden. Wer entscheidet sich an welcher Stelle für Ausprobieren oder Ablehnen und stellt so vielleicht richtungsweisende Weichen für sein oder ihr Leben?
Eine Herausforderung ist der „Revolution Train“ allemal. Und das soll er auch sein. Es geht darum, dass Kinder und Jugendliche sich darüber klar werden, dass sie für ihr eigenes Leben verantwortlich sind und für das, was sie tun oder lassen. An manchen Stellen in der im Zur dargestellten Drogen-Geschichte geht es genau darum: „Nein“ zu sagen im richtigen Moment, auch gegenüber Freunden und in der eigenen Clique.
Die Geschichte ist echt und sie ist die des an Drogen verstorbenen Freundes von Pawel Tuma, Autor und Initiator des „Revolution Train“. Er war zur Auftaktveranstaltung in Ankum gekommen, ebenso wie die Bundestagsabgeordneten Dr. André Berghegger (CDU) und Matthias Seestern-Pauly (FDP), Landrätin Anna Kebschull und die Bürgermeister der Samtgemeinden Bersenbrück und Fürstenau – Michael Wernke und Matthias Wübbel.
Erster Samtgemeinderat Andreas Güttler erinnerte bei der Begrüßung der Gäste daran, dass der „Revolution Train“ schon vor zwei Jahren nach Ankum hätte kommen sollen und sein Aufenthalt Corona-bedingt erst jetzt möglich wurde. Finanziert wurde das gewaltige 90.000-Euro-Projekt durch die teilnehmenden Samtgemeinden sowie die Stadt Bramsche, wo der Zug ebenfalls zwei Tage Station machte. Zudem beteiligten sich besonders die Sparkassenstiftung sowie die AOK und private Sponsoren an der Finanzierung.
Der „Revolution Train“ ist kein Ersatz für langfristige Drogenprävention und soll das auch nicht sein. Aber er hat ganz sicher einen aufrüttelnden Effekt und eine Initialwirkung, aus der sich weitere Präventivmaßnahmen entwickeln lassen. Ein weiterer Halt des Anti-Drogen-Zuges im Landkreis Osnabrück in ein oder zwei Jahren ist dabei eine gut vorstellbare Option.
Text und Fotos: Samtgemeinde Bersenbrück